Das erfolgreiche Team des SK Ricklingen:
Felix Zwick, Roberto Gisy, Robert Lindner, Kasper Kusmierek, Ricarda
Lebek (hintere Reihe von links) mit ihren Trainern Jan-Hendrik de Wiljes
und Jan Krensing (erste Reihe, von links)
Drei Siege, ein Remis mit diesem Erfolg überrollte unsere Mannschaft
in der ersten Runde Noris Tarrasch Nürnberg. Natürlich, unsere Kids
waren Favoriten, ihre DWZ-Zahlen lagen allesamt über denen der Gegner.
Aber so eine Favoritenlast will im ersten Spiel erst einmal getragen werden,
und das gelang vorzüglich. Eine Punkte-Teilung gab es nur am ersten Brett.
Robert erreichte gegen seinen Gegner als Weißer in einer sizilianischen
Eröffnung zwar bald eine aussichtsreiche Position, gewann einen Bauern,
fand aber dann die Gewinnfortsetzung nicht, die ihm einen zweiten Bauern eingebracht
hätte. Später musste er sogar noch eine Figur geben, um einen gegnerischen
Freibauern aufzuhalten. Jetzt war Roberts Stellung verloren, doch der Gegner
ließ ihn nach zähem Ringen ins Remis entkommen - nach 56 Zügen
standen nur noch die beiden Könige auf dem Brett. Am zweiten Brett machte
Ricarda kurzen Prozeß. Sie spielte mit Schwarz Sizilianisch, konterte
den weißen Königsangriff aus und zwang mit druckvollem Spiel den
Gegner zu einem Fehler, der einen Läufer kostete ein Grund zur Aufgabe
nach 22 Zügen. Roberto kam als Weißer am dritten Brett in der Eröffnung
ziemlich unter die Räder. Schlechtere Stellung, ein Bauer weniger, das
sah nicht gut aus. Doch Roberto kämpfte, lockte die Dame des Gegners in
eine Falle und fuhr nach 67 Zügen den ganzen Punkt ein. Felix gelang mit
Schwarz am vierten Brett dagegen ein Start-Ziel-Sieg. In der Eröffnung
eroberte er den ersten Bauern, tauschte ab, eroberte im Endspiel den zweiten
Bauern und zwang den Gegner zur Aufgabe. Hinter der USG Chemnitz, die die maximale
Zahl von vier Brettpunkten in der ersten Runde erzielte, liegt unsere Mannschaft
damit auf Platz 3. Am Nachmittag allerdings gibt es den ersten dicken Brocken:
das an 1 gesetzte Team der Karlsruher SF.
Runde 2: Wie gewonnen - so zerronnen
Nach dem erfolgreichen Vormittag kam am Nachmittag die Ernüchterung:
Gegen den Turnierfavoriten Karlsruher SF verloren unsere Kids sang- und klanglos
mit 0,5 zu 3,5. Die Niederlage hatte sich schon nach einer Stunde angekündigt.
Da waren die Partien an den ersten drei Brettern quasi verloren. Robert hatte
mit Schwarz am ersten Brett nach 14 Zügen einen Turm eingebüßt,
Kasper fehlte am zweiten Brett mit Weiß nach 11 Zügen ein Läufer
und Ricarda hatte sich als Schwarze am dritten Brett von inkorrekten Opferzügen
ihres Gegners ins Bockshorn jagen lassen und musste im 21. Zug wegen Matt im
nächsten Zug aufgeben. Einzig Felix erkämpfte einen halben Punkt am
vierten Brett mit Weiß. Trotzdem: die schmerzliche Niederlage ist letztlich
zu verkraften, denn mit einem Sieg gegen die an allen Brettern stärker
besetzte Karlsruher Mannschaft war ohnehin nicht zu rechnen gewesen. Morgen
soll es auf die Erfolgsspur zurückgehen .
28.12.2005:
Runde 3: Zurück in der Erfolgsspur
Nach der deftigen Niederlage gegen den Turnierfavoriten gestern präsentierte
sich unser Team heute Vormittag ganz anders. Mit 4:0 wurde der SC Reti Heusweiler
abgefertigt.
Am ersten Brett spielte Kasper mit Weiß seine italienische Eröffnung
zunächst sehr zurückhaltend. Dann konnte er seinen Gegner aber taktisch
auskontern, gewann einen Bauern und zeigte anschließend seine überlegene
Endspieltechnik. Nach 47 Zügen war der Punkt gesichert. Am zweiten Brett
hatte Ricarda mit Schwarz aus der Eröffnung heraus Vorteil. Sie gewann
einen Bauern, wickelte ins Endspiel ab und setzte dort den gegnerischen König
mitten auf dem Brett matt. Am dritten Brett gab es ebenfalls eine klare Entscheidung.
Robertos Gegner stellte im achten Zug eine Figur ein, nach 32 Zügen gab
er auf. Am vierten Brett hatte Felix mit Schwarz Glück, dass sein Gegner
in der Eröffnung einen chancenreichen Läufereinschlag auf f7 übersah.
Felix gewann zwei Bauern und setzte im 30. Zug matt.
Ein erfolgreicher Vormittag also, der mit Tabellenplatz 4 belohnt wurde. Heute
Nachmittag heißt der Gegner SF Brackel. Wieder ein dicker Brocken, an
3 gesetzt und zur Zeit auf dem dritten Tabellenplatz. Aber vielleicht reicht
der Vormittagsschwung unseres Teams ja in den Nachmittag hinein.
Runde 4: Sensationssieg gegen stärkeren Gegner
Jetzt hat unser Team den ersten Überraschungssieg errungen. Die SF Brackel
1930 wurden knapp mit 2,5 zu 1,5 besiegt. Es war ein wirklich dramatisches Spiel.
Den ersten Punkt holte Roberto am dritten Brett. Er überraschte seinen
Gegner im Mittelspiel mit einem taktischen Trick und zwang ihn zur Aufgabe.
Auch Felix konnte sein Spiel souverän gewinnen. Er eroberte einen Bauern
und setzte diesen kleinen Vorteil im Endspiel sicher um.
Damit stand es 2:0. Ein Unentschieden war sicher, und das war schon mehr, als
zu erwarten war.
Robert wagte am ersten Brett gegen seinen 400 DWZ-Punkte stärkeren Gegner
einiges. Er opferte die Dame für Turm, Springer und zwei Bauern in der Hoffnung
auf Angriff. Leider war jetzt sein Damenflügel schwach. Dort räumte
Roberts Gegner zwei Bauern ab und verschaffte sich so zwei eigene verbundene
Freibauern. Ein Grund zur Aufgabe für Robert.
Jetzt stand es nur noch 2:1 und alles hing an Kaspers Partie. Er hatte zu diesem
Zeitpunkt in einem Turmendspiel leichten Vorteil. Das müsste doch ein Remis
sein. Dann tauschte Kasper leider die Schwäche des Gegners ab. Jetzt wurde
es dramatisch. Der Gegner witterte seine Chance, denn Kasper kam in Zeitnot.
Die beiden waren umringt von den übrigen Teilnehmern. Auf dem Brett stand
ein Turmendspiel, in dem beide Seiten drei verbundene Bauern auf dem gleichen
Flügel hatten. Eine typische Remis-Stellung, doch der Spieler aus Brackel
setzte auf die Zeit. Kasper hatte noch 4 Minuten auf der Uhr, sein Gegner 45.
Kasper reklamierte beim Schiedsrichter auf remis, weil der Gegner keine Gewinnversuche
unternahm (wie auch, in dieser Stellung) doch der Schiedsrichter ließ
weiterspielen. Die Ricklinger zitterten, Kaspers Blättchen fiel
doch jetzt gab der Schiedsrichter der Reklamation statt und entschied auf remis.
Das hatte zwar die Nerven unseres Teams strapaziert, aber dieses Vorgehen entsprach
genau den FIDE-Regeln: erst muss das Blättchen fallen, dann entscheidet der
Schiedsrichter über die Remis-Reklamation. Der Ricklinger Sieg war so perfekt.
Der Lohn der Mühen ist Platz drei in der Tabelle, und außerdem ein
Abendessen in der Pizzeria. Das geht hoffentlich nicht zu lange, denn morgen
ist eine noch stärkere Mannschaft der Gegner, der SK Königskinder
Jena, gesetzt an drei. Mal sehen, ob die Erfolgsserie auch gegen diesen Gegner
hält.
29.12. 2005
HAZ: Sport in Kürze
Die Schachtalente Robert Lindner, Kasper Kusmierek,
Ricarda Lebek, Roberto Gisy und Felix Zwick vom SK Ricklingen starten in Verden
bei der deutschen Meisterschaft in der Altersklasse "U 12". Auch HSK-Post
SV hat sich qualifiziert. Die Entscheidung fällt am morgigen Freitag.
Runde 5: Unglückliche Niederlage gegen Mitfavoriten
Jede Serie geht einmal zuende. Bisher war das Vormittags-Spiel für unser Team
stets siegreich verlaufen, doch heute riss dieser Faden. Gegen Königskinder
Jena gab es eine knappe Niederlage. Von der Papierform her kein Wunder, denn
die Königskinder war an drei von vier Brettern klar stärker besetzt
als unser Team.
So war etwa die Niederlage von Robert am ersten Brett erwartbar. In einer spanischen
Abtauschvariante verlor er im Mittelspiel erst einen Bauern und übersah
später eine Fesselung, die ihn noch eine Figur kostete. Nach 33 Zügen
war er matt gesetzt. Am zweiten Brett spielte Kasper mit Schwarz in einer französischen
Abtauschvariante sehr stark. Zwischenzeitlich stand er mit Dame, Springer und
zwei Bauern gegen Dame und vier Bauern sogar sehr aussichtsreich auf Sieg. Doch
der entscheidende Durchbruch wollte nicht gelingen und als die Damen getauscht
waren, entwischte der Gegner nach 66 Zügen ins Remis. Eine starke Vorstellung
bot auch Ricarda am dritten Brett gegen ihren 180 DWZ-Punkte stärkeren
Gegner. In ihrer italienischen Eröffnung ging es auf und ab. Erst drückte
Ricarda, dann übernahm ihr Gegner das Kommando auf dem Brett. Ricarda drängte
den Angriff zurück, kam ihrerseits wieder in Vorteil, verpasste aber die
stärkste Fortsetzung. Im 36. Zug aber stellte der Gegner die Dame ein,
die Partie war entschieden. Roberto stand mit Schwarz am vierten Brett zunächst
auch überlegen. Er gewann zwei Bauern, übersah dann aber einen taktischen
Schlag des Gegners, der ihn einen Bauern und eine Figur kostete. Zwar versuchte
Roberto noch, Gegenspiel aufzuziehen, aber im 52. Zug stellte er nach hartem
Kampf die Dame ein - Grund zur sofortigen Aufgabe.
Schade, nimmt man den Verlauf der Partien, wäre in diesem Match vielleicht
mehr drin gewesen. Jetzt liegt unser Team auf Platz 6. Gelingt heute Nachmittag
im Spiel gegen den Fünftplazierten, USG Chemnitz, ein Sieg, ist sogar noch
ein Platz auf dem Podium möglich.
Runde 6: Zweite Niederlage in Folge
Das war heute nicht der Tag des SK Ricklingen. Auch das Nachmittags-Spiel
ging verloren, dieses Mal deutlich mit 0,5 zu 3,5 gegen USG Chemnitz.
Schon recht bald lag unser Team mit 0 zu 2 hinten, weil zunächst Ricarda
und dann Kasper ihre Partien verloren. Roberto musste sich gegen eine drohende
Niederlage ins Dauerschach flüchten, was das Match schon entschied. Aber
auch Robert verlor am Ende, obwohl er die Qualität mehr besaß. Sein
Gegner verstand es geschickt, einen Freibauern durchzubringen.
Ein schwarzer Tag also für unser Team. Allerdings: mit 6 Matchpunkten liegt
es auf dem achten Platz, also innerhalb dessen, was erwartet werden konnte.
Drücken wir die Daumen, dass es morgen mit einem Sieg noch einen erfolgreichen
Abschluss der Meisterschaft gibt.
30.12.2005
Runde 7: Zum Abschluss ein Unentschieden
Mit einer Punkteteilung in der siebten Runde hat unser Team die Deutschen
Meisterschaften beendet. In der Schlusstabelle bedeutet das den achten Platz.
Von den norddeutschen Mannschaften sind unsere Kids damit am besten platziert.
Eine Niederlage gab es am ersten Brett. Robert verlor in seiner Eröffnung
einen Bauern. Später übersah er einen taktischen Trick, das Material
vorteilhaft zurückzugewinnen. Der Gegner konnte einen unaufhaltbaren Freibauern
bilden und Robert gab auf. Kasper zwang seinen Gegner am zweiten Brett als Weißer
im 26. Zug in ein Mattnetz, das dieser nur durch Aufgabe seiner Dame hätte
zerstören können. Ricarda übersah am dritten Brett mit Schwarz in einer
sizilianischen Eröffnung erst die eigenen versteckten Möglichkeiten,
um in Vorteil zu kommen, und später dann eine ebenso versteckte Angriffschance
des Gegners. Ihr Bauernraub am Damenflügel schwächte den eigenen Königsflügel,
dem weißen Angriff war nichts entgegenzusetzen und Ricarda musste nach
49 Zügen aufgeben. Felix konnte als Weißer am vierten Brett seine
letzte Partie gewinnen und blieb als einziger unserer Spieler ungeschlagen.
Er eröffnete frech mit 1. g3, konnte trotzdem noch in der Eröffnung
dem Gegner einen Bauern abnehmen und verwertete diesen Vorteil dann im Bauernendspiel.
Damit war das Unentschieden perfekt.
Auch wenn es zwischendurch so aussah, als wenn am Ende ein besserer Platz möglich
wäre: Insgesamt ist dieses Abschneiden ein großer Erfolg. Unser Team
hat gezeigt, dass es mit den besten deutschen Jugendmannschaften mithalten kann.
Und das, obwohl die Truppe eine der jüngsten des Feldes war. Das verspricht
doch einiges für das nächste Jahr; denn dann will unser Team wieder dabei
sein. Unser Dank geht auch an die beiden Trainer Jan-Hendrik de Wiljes und Jan
Krensing, die die Truppe gut durch die Woche begleitet haben.
Thorsten Hapke
Abschlusstabelle
Mannschaftspunkte
Brettpunkte
1. Karlsruher SF
14
20,5
2. SK Königskinder Jena
10
17,5
3. SF Bad Mergentheim
10
16,5
4. USG Chemnitz
9
18,0
5. SJ Herborn 1998
9
18,0
6. SF Lieme e.V
8
13,0
7. SF Brackel 1930
7
16,5
8. SK Ricklingen
7
14,5
9. TuS Coswig 1920
7
13,5
10. SK Doppelbauer Kiel
7
12,5
11. SV Turm Hohenlimburg
6
14,5
12. Muldental Wilkau-Haßlau
6
13,5
13. Post SV Hannover
6
12,5
14. SC Tamm 74
6
12,5
15. SC Reti-Heusweiler
6
12,5
16. Noris Tarrasch Nürnberg
6
12,0
17. SK Gräfelfing
5
12,0
18. Wilhelmshavener SF
5
11,0
19. SC Meerbauer Kiel
3
10,0
20. SF Paderborn 2000
3
9,5
HAZ 6. Januar 2006:
In den Ferien ran ans Brett
So anstrengend können Ferien sein: Für die jugendlichen Schachspieler
des SK Ricklingen hieß es jeden Morgen um 9 Uhr und jeden Mittag um 14
Uhr "Platz nehmen am Schachbrett". Sieben Runden wurden gespielt,
manche Partie dauerte bis zu vier Stunden, und trotzdem genossen Robert
Lindner (11), Kasper Kusmierek (11), Ricarda
Lebek (11), Roberto Gisy (10) und Felix
Zwick (12) jede Minute, schließlich handelte es sich um eine deutsche
Meisterschaft. Gespielt wurde dort, wo es sich für die Altersklasse U 12
gehört: in einer Jugendherberge in Verden.
Die Ricklinger Schachtalente hatten sich erstmals für die Titelkämpfe
qualifiziert und erreichten den 8. Platz von 20 Teilnehmern sie waren
damit das stärkste norddeutsche Team; die Stadtkonkurrenz vom HSK/Post
SV landete mit Anthony Petkidis, Andrei
Miclea, Alexander Kahle und Dimitri
Choufatinski auf dem 13. Rang.
Für das Ricklinger Trainergespann Jan Krensing
(21) und Jan-Hendrik de Wiljes (21) ist der achte
Platz bemerkenswert, weil das Team eines der jüngsten am Start war. "Vier
unserer fünf Spieler können im nächsten Jahr noch in dieser Altersklasse
spielen", sagt Krensing, "bereits jetzt haben wir gezeigt, dass wir
mit den Spitzenteams mithalten können." Die Ricklinger Erfolge in
der Altersgruppe U 12 sind Früchte langjähriger Arbeit. Vor gut vier
Jahren ordnete der Verein seine Jugendarbeit neu, in Kooperation mit der Eichendorff-Grundschule
in Linden wurde eine Schulschach-AG gegründet. Den sportlichen Durchbruch
gab es 2005. An den Landesmeisterschaften nahmen gleich zwölf Ricklinger
teil, drei Einzelmeistertitel wurden errungen durch Sven
Schubert (13), Ricarda Lebek (11) und Roberto
Gisy (10). Inzwischen treffen sich vier Trainingsgruppen einmal in der
Woche im Freizeitheim Ricklingen. Freitags von 17.30 Uhr an trainieren eine
Einsteiger- und eine Fortgeschrittenengruppe, mittwochs von 17 Uhr an findet
das Leistungstraining statt.