Helmut Pflegers Schachecke: Aus: Die ZEIT
Leben 29.8.2002
In Manfred Mädlers Büchlein "Schach ist scheen
... wenn man's kann" wird vorgeschlagen, Toilettenpapier mit leicht lösbaren
Schachproblemen zu bedrucken. Gewissermaßen Schach für den Lokus.
Warum eigentlich nicht, wenn der Genius Loci dort besonders blühen kann?!
Man kann schließlich nicht immer nur die ZEIT lesen.
Nun auf zum Sechszügler von Ado Kramer, den mir einmal mehr Wolfram Seibt
aus Lohne nahe gelegt hat.
"Schon die Analyse der Stellung ist ein Genuss! Der Springer e3 ist fast
tabu. Er muss weder gegen die schwarze Dame noch gegen den Läufer gedeckt
werden (dann Df7 matt), kurioserweise jedoch gegen den König. Dieser Springer
droht virtuell mit zwei Mattzügen (Sg2 und Sd5), So dass die schwarze Dame
die 'Brennpunkte' im Visier behalten muss.
Glück für Schwarz, dass er nicht am Zug ist. So sieht es denn aus,
als bedürfe Weiß nur eines Wartezuges, um in zweiten Zug mattzusetzen.
Aber nun verdoppelt sich der Zugzwangwitz: Auch Weiß kann nicht ohne Selbstbeschädigung
ziehen. Die Dame darf die Deckung von e3 nicht aufgeben, muss ferner allzeit
die f-Linie betreten können und soll auch die Bahn von a2 nach d5 möglichst
verstellen.
Das bedeutet: Sie müsste eigentlich stehenbleiben. Frappierende Bilanz:
Weiß wie Schwarz stehen prima vista recht frei auf dem Brett herum —
und beide dürfen sich nicht bewegen. Also gilt es für Weiß,
der der Zugpflicht genügen muss, den Weg der geringsten 'Selbstbeschädigung'
zu finden.
Im Folgenden schweben die beiden Damen ohne alle Deckung wie zwei Antilopenböcke,
die ihren ritualisierten Kampftanz aufführen und die allzu scharfen Hörner
nicht benutzen, umeinander herum, bis schließlich nach 5 Zügen wieder
die Ausgangsstellung auf dem Brett ist, diesmal jedoch mit Schwarz am Zug."
Wie geht's? Warnung: sehr schwer!
[Anmerkung der Online-LUPE: Selbst Fritz 5.32 hat bei
diesem Problem kläglich versagt. Daher mußte die Red. gezwungenerweise
auch die FolgeZEIT kaufen. Guter Schachzug, Herr Pfleger!]