Deutsche Mannschafts-Meisterschaft U12 2006
Platz 3 für unser Team

Zuversicht bei der Abfahrt in Hannover: Roberto Gisy, Mark-Alexander Jung, Ricarda Lebek, Robert Lindner, Nils Hapke (erste Reihe von links), dahinter die Trainer Jan-Hendrik de Wiljes und Christian Regert.

Runde 1: Tabellenführung nach erstem Spiel

Das war ein Auftakt nach Maß für unser Team. Gegen Paderborn gab es ein klares 4:0. Und in der ersten Tabelle dieses Turnieres liegt unser Team damit an der Spitze, gemeinsam mit dem Stader SV, der 4:0 gegen Münster gewann. Nichts dagegen, wenn sich bis zum Ende der Meisterschaft an dieser Tabelle nichts mehr änderte. Der klare Erfolg war aber nicht von vornherein sicher. Am ersten Brett hatte Roberto mit Weiß zwar zunächst Eröffnungsvorteil. Er fand dann aber nicht die richtigen Züge und der Vorteil verflüchtigte sich. Robertos Gegner überschätzte zum Glück die Gefahren zweier vorrückender Zentralbauern. Er fand nicht die richtige Verteidigung und gab auf, bevor Robertos Bauer sich zur Dame verwandeln konnte. Auch in Ricardas Partie am zweiten Brett stand es lange Zeit ausgeglichen. Dann aber leistete sich der Gegner einen dicken Schnitzer. Er stellte seine Dame vor den eigenen König und Ricarda konnte durch einen Turmangriff in der gleichen Linie die Dame gewinnen. Ein Grund zur Aufgabe für den 150 DWZ-Punkte stärkeren Gegner. Nur in Roberts Partie am dritten Brett gab es eine klare Angelegenheit. Nach zehn Zügen war die erste Figur gewonnen, nach 20 Zügen die zweite. Da streckte der Gegner die Waffen. Am vierten Brett stand Mark-Alexander ebenfalls schnell auf Sieg. Doch der Vorteil verflüchtigte sich und erst als Weiß im Endspiel eine Remismöglichkeit passieren ließ, konnte Mark-Alexander den vollen Punkt einfahren. So war das 4:0 perfekt.

Runde 2: Nach der Sonne der Regen

Dem grandiosen Auftakt am Morgen folgte heute Nachmittag eine herbe Niederlage. Mit 1,5 zu 2,5 verlor unsere Mannschaft gegen die SF Limburgerhof. Zur großen Frustration der Trainer, denn nach deren Einschätzung stand unser Team zwischenzeitlich in allen vier Partien auf Gewinn. Nur Ricarda konnte die Erwartungen erfüllen. Sie gewann ihre Partie am zweiten Brett mit Weiß souverän. Roberto stand am ersten Brett lange Zeit besser, was er aber selbst ganz anders sah. Offenbar hatte er zu großen Respekt vor dem Gegner mit seiner DWZ von über 1700. So wurde aus der Gewinn- eine Remis-Stellung und aus der Remis- später noch eine Verluststellung. Mark-Alexander konnte am vierten Brett gegen seinen 300 DWZ-Punkte schwächeren Gegner lange Zeit den richtigen Gewinn-Plan nicht finden. Deshalb musste er zum Schluss noch um das Unentschieden kämpfen. Robert übersah am dritten Brett lange eine Möglichkeit zum Figurengewinn und unterlag schließlich. Heute Morgen haben unsere Gegner die Fehler gemacht, heute Nachmittag unsere Spieler. Jetzt gilt es, die Frustrierten aufzurichten.

Runde 3: Zurück auf der Erfolgsspur

Das Donnerwetter des Trainergespanns nach der Niederlage am Vortag scheint gefruchtet zu haben. Der FC Ergolding wird klar mit 3 zu 1 geschlagen. Zwar muss sich Roberto seinem Gegner geschlagen geben, doch an den drei hinteren Brettern werden volle Punkte eingefahren. Damit ist die Scharte vom Vortag ausgewetzt. Roberto überschätzt als Weißer am ersten Brett die Kraft eines Freibauern, den er auf die siebte Reihe vorschieben kann und für den er zwei Figuren für einen Turm geopfert hat. Der Bauer fällt und Roberto muss aufgeben. Ricarda hat als Schwarze am zweiten Brett ihren Gegner schon überspielt. Doch eine Unachtsamkeit kostet sie einen Bauern und bringt den Gegner auf die Siegerstraße. Als der erneut patzt, lässt sich Ricarda die zweite Chance nicht entgehen und fährt den Siegpunkt ein. Robert rechnet am dritten Brett im 13. Zug besser als sein Gegner, gewinnt eine Figur und setzt im 30. Zug matt. Mark-Alexander ist als Schwarzer in einem Turmendspiel eigentlich schon verloren. Da macht sein Gegner nach dem Turmtausch einen falschen Königszug und Mark-Alexander findet einen nicht leicht zu erkennenden Bauerndurchbruch, der ihm den Sieg bringt. Auch wenn es zwischendurch anders aussah: Am Ende steht ein klarer Sieg gegen einen starken Gegner.

Runde 4: Die Siegesserie hält

An diesem Tag ist unser Team auch am Nachmittag hellwach. Der SC Großröhrsdorf, an drei gesetzt und damit vor unserer Mannschaft, wird mit 3 zu 1 besiegt. Den Erfolg stellen Ricarda mit ihrem 4. Sieg im vierten Spiel und Robert sicher, Roberto und Mark-Alexander spielen unentschieden. Dabei hat in Robertos Partie eigentlich alles nach einem Sieg unseres Brett-eins-Spielers ausgesehen. Aus der Eröffnung heraus hat er einen Bauern mehr. Den muss er zwar zurückgeben, hat aber noch leichten Vorteil im Endspiel. Gegen den Rat der Trainer flüchtet er sich aber in ein Remis durch Stellungswiederholung. Ricarda zeigt als Weiße gegen ihren 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner, wie man Sizilianisch spielt. Mit einem feinen Bauernzug reißt sie im 15. Zug die gegnerische Stellung auf und macht tüchtig Druck. Ihr Gegner findet in komplizierter Stellung die stärksten Züge nicht und muss nach 34 Zügen die Waffen strecken. Robert vollbringt am dritten Brett mit Schwarz gegen seinen ebenfalls 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner einen bewunderungswürdigen Kraftakt in 76 Zügen. Im 18. Zug gewinnt er den ersten Bauern, im 25. den zweiten und im 36. den dritten. Doch da sind bereits verschiedenfarbige Läufer auf dem Brett und es scheint, als ob der Weiße eine stabile Festung aufgebaut hätte. Robert aber findet einen Weg, diese zu knacken, bringt einen Bauern zur Dame durch und setzt matt. Mark-Alexander ist am vierten Brett mit Fieber in die Partie gegangen. Er darf nach 23 Zügen bereits remis annehmen. Am Ende also ein klarer Sieg gegen einen nominell stärker besetzten Konkurrenten. Aber: DWZ-Punkte können eben nicht Schach spielen (und im Übrigen wissen unsere Spieler sowieso nichts über die Stärke der Gegner — die Trainer geben keine Informationen darüber preis, und Eigenrecherche ist verboten).

Runde 5: Noch ein Sieg bringt den zweiten Platz

Neuer Tag, neues Team. Weil Mark-Alexander wie geplant in den Ski-Urlaub abgereist ist, spielt erstmals Nils am vierten Brett. Nach DWZ-Zahlen sinkt die Stärke der Mannschaft dadurch. In dieser Zusammensetzung wäre sie in der Setzliste nicht Vierte, sondern Achte- und zwar hinter dem Gegner an diesem Morgen, dem SV Turm Hohenlimburg. Doch die Siegesserie hält. 3 zu 1 lautet am Ende das Ergebnis. Dabei hat Roberto einen schwarzen Tag erwischt. Im 18. Zug stellt er einen Springer ein. Er wehrt sich zwar noch bis zum 51. Zug, wird dann aber matt gesetzt. Auch Ricarda startet schwach in ihre Partie, im siebten Zug verliert sie den ersten Bauern, im 13. den zweiten. Aber irgendwie findet sie ab da die richtigen Züge. Ihr Gegner übersieht einen Mattangriff und muss im 27. Zug die eigentlich schon gewonnene Partie doch noch aufgeben. 5 Partien und 5 Siege, so lautet jetzt Ricardas makellose Bilanz. Robert hat es heute leicht. Sein Gegner stellt im achten Zug zweizügig die Dame ein. Eine Gelegenheit, die Robert sich nicht entgehen lässt. 2:1. Den Sieg macht dann Nils perfekt, gegen einen 100 DWZ-Punkte stärkeren Gegner. Er zeigt, dass zwei verbundene Freibauern auch dann eine Macht sind, wenn noch relativ viele Figuren auf dem Brett sind. Im 51. Zug gibt der Gegner auf. Unser Team liegt damit in der Tabelle auf dem zweiten Platz.

Runde 6: Knappe Niederlage gegen den Turnierfavoriten

Die Luft wird immer dünner. Jetzt geht es gegen den Turnierfavoriten. Die Karlsruher Schachfreunde sind stark besetzt. Am ersten Brett spielt der Deutsche Einzelmeister, am zweiten der Vizemeister. Die Niederlage unseres Teams hätte man also erwarten können, doch sie fällt mit 1,5 zu 2,5 knapp aus und ein anderes Ergebnis war nicht ausgeschlossen. Zumal unsere Mannschaft überraschend in Führung geht. Nils hat am vierten Brett seinen Gegner mit Weiß nach anderthalb Stunden überspielt, obwohl der fast 200 DWZ-Punkte mehr aufweist. In der Eröffnung gewinnt er einen Bauern (der allerdings schon drei Züge lang einstand), im 18. Zug auch noch die Qualität und im 46. Zug durch geschicktes Spiel einen Turm. Dann lässt er sich Zeit und zwingt seinen Gegner erst im 64. Zug wegen "Matt in zwei" zur Aufgabe. Roberto hat am ersten Brett keine Chance. Ohne einen ernsthaften Fehler zu begehen, gerät er in eine positionell aussichtslose Stellung und wird nach 37 Zügen matt gesetzt. Ricarda hält am zweiten Brett ihre Stellung gegen ihren 250-DWZ-Punkte stärkeren Gegner lange ausgeglichen. Dann kommt sie doch in eine Verluststellung, doch wie stets bei diesem Turnier entkommt sie der Niederlage. Sie findet Pläne, die dem Gegner nicht behagen, so dass der ihr in eigentlich gewonnener Stellung eine Remis-Abwicklung anbietet. Ricarda nimmt dankend an. Am dritten Brett hat Robert gegen seinen 300 Punkte stärkeren Gegner nach 34 Zügen ein zwar ausgeglichenes, aber schwieriges Springer-Endspiel auf dem Brett. Leider tappt er in eine taktische Falle und kann anschließend die Niederlage nicht abwenden. Damit ist Karlsruhe der Meistertitel praktisch nicht mehr zu nehmen, aber unser Team hat sich so teuer wie möglich verkauft. In der Tabelle liegen wir auf dem dritten Platz, ein Pokal ist möglich.

Runde 7: Sieg und dritter Platz

Diese Auslosung verstehen wohl nur Computer. Da stehen zwei Teams auf Platz zwei und Platz drei der Tabelle, die noch nicht gegeneinander gespielt haben - und trotzdem treffen sie in der letzten Runde nicht aufeinander. Dabei wäre unser Team zu gerne gegen Makkabi Berlin angetreten. Seit der norddeutschen Meisterschaft ist noch eine Rechnung offen, Makkabi konnte sich damals den Meistertitel nur sichern, weil der Spieler an Brett eins ungeahndet einen ausgeführten Zug zurücknehmen konnte. Hätte unsere Truppe Makkabi jetzt in der letzten Runde schlagen können, wären die Berliner sogar noch vom zweiten Platz verdrängt worden. Doch der Computer lost uns gegen den Hagener SV, Makkabi darf gegen Hohenlimburg antreten.
Das Ziel immerhin ist klar: Ein Sieg muss her, wie knapp auch immer. Der sichert in jedem Fall den dritten Platz — und wenn Makkabi sein Spiel verliert, sind wir sogar Zweiter. So ganz ohne ist die Aufgabe allerdings nicht. Zwar hat unser Team bei der Landesmeisterschaft vor einem dreiviertel Jahr Hagen mit einer schwächeren Mannschaft schon 3 zu 1 geschlagen. Aber das will erst einmal wiederholt werden. Einer muss der Nervenbelastung schon früh Tribut zollen. Trainer Jan-Hendrik zieht sich ins benachbarte Schwimmbad zurück. Zuzuschauen und selbst nichts tun zu können, das hält er nach dreieinhalb Tagen nicht mehr aus. Allerdings: Es gibt ein kleines Happy-Ende. Dieses Mal ist es Roberto, der den entscheidenden Sieg erringt. In einem Alapin-Sizilianer überspielt er als Weißer seinen Gegner völlig. Der tappt im 9. Zug in eine Falle, verliert eine Figur und muss schon im 16. Zug aufgeben. Am zweiten Brett kann Ricarda nach 29 Zügen in völlig ausgeglichener Stellung Remis machen. Am vierten Brett treten die beiden einzigen Spieler des Turnieres gegeneinander an, die bisher alle Partien gewonnen haben: Nils (2 Siege aus 2 Partien) spielt mit Schwarz gegen den 8jährigen Jannik Bach (6 aus 6). Letzterer glaubt sich schon auf der Siegerstraße, weil er durch eine Unachtsamkeit von Nils die Qualität gewinnen kann, doch Nils findet ein Dauerschach, so dass auch diese Partie remis endet. So kann Robert am dritten Brett ebenfalls ins Remis einwilligen. Er hatte im 9. Zug mit der gleichen Falle wie Roberto eine Figur gewonnen (die Eröffnungsvorbereitung des Trainerteams Wiljes/Regert zahlt sich aus) und kann im 35. Zug in gewonnener Stellung mit dem Friedensschluss den Sieg sicherstellen. Makkabi rettet sich in ein 2 zu 2 Unentschieden und bleibt damit auf Platz 2. Aber die U12-Mannschaft des SK Ricklingen ist somit das drittbeste Team in Deutschland. Wer hätte das vor diesem Turnier gedacht. Der Dank des Vereins geht an die Spieler Roberto Gisy, Ricarda Lebek, Robert Lindner, Mark-Alexander Jung und Nils Hapke und an die beiden Trainer Jan-Hendrik de Wiljes und Christian Regert. Einzigartig ist noch ein anderes Ergebnis dieser Meisterschaft: Gleich drei unserer Spieler gelang es, ungeschlagen zu bleiben. Ricarda holte beeindruckende 6 aus 7, Mark-Alexander 3 aus 4 und Nils 2,5 aus 3.

Thorsten Hapke

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